Freitag, 23. September 2016

Gewebe im menschlichen Körper


Prinzipieller Aufbau des Gewebes
Das Gewebe besteht aus einem Zellverband und dem Raum zwischen den Zellen (Interstitium). Im Interstitium befindet sich die Interzellularsubstanz oder Extrazellulärmatrix.
Unter Parenchym versteht man das Gewebe eines Organs, das für dessen Funktion verantwortlich ist.
Man unterscheidet verschiedene Grundgewebearten, beispielsweise: Epithelgewebe, Binde-, Stütz- und Fettgewebe, Muskelgewebe und Nervengewebe.


Epithelgewebe
Das Epithelgewebe kann als Oberflächenepithel die Körperoberfläche und die Oberflächen der Organe bilden oder Hohlräume auskleiden. Als Drüsenepithel bildet es Drüsen und als Sinnesepithel nimmt es Reize auf.
Im Epithelgewebe gibt es keine Blutgefäße und nur wenig Interzellularsubstanz. Es besitzt eine gute Regenerationsfähigkeit.


Oberflächenepithel
Oberflächenepithelien bilden die äußere Schicht der Schleimhäute, der äußeren Haut und der serösen Häute. Sie schützen die darunterliegenden Strukturen und sind am Ionentransport beteiligt. Die Zellen der Oberflächenepithelien bilden häufig keine Fortsätze aus.
Die Mikrovilli
Die Mikrovilli (oder der Bürstensaum) dienen zur Oberflächenvergrößerung und zur verbesserten Resorption von Nährstoffen im Dünndarm. Sie liegen lumenwärts.
Die Stereozilien
Längere Mikrovilli, sie können weich oder steif (Sinneshärchen) sein.
Die Kinozilien
Fortsätze, die sich selbstständig bewegen können (Flimmerhärchen)
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Nach Form der Zellen der obersten Epithelschicht unterscheidet man:
Plattenepithel: Es kann ein- oder mehrschichtig sein, die oberen Zellen sind platt. Bei mehrschichtigen Plattenepithelien können die oberen Schichten verhornen, wie z.B. bei der äußeren Hautschicht, oder auch nicht, wie bei den Schleimhäuten.
Kubisches Epithel: Es ist meist einschichtig, die oberen Zellen sind nahezu quadratisch.
Zylinderepithel: Es ist meist einschichtig, die oberen Zellen sind höher als breit. Häufig sind sie mit einem Bürstensaum oder Flimmerhärchen ausgestattet.
Übergangsepithel: Es ist mehrschichtig und besitzt eine gewisse Dehnbarkeit. Es kommt vorallem in der Harnblase vor und wird auch als Urothel bezeichnet.


Drüsenepithel
Drüsenepithelien bestehen aus sekretbildenden Drüsenzellen. Man unterscheidet exokrine Drüsen, die ihr Sekret nach außen abgeben, von endokrinen Drüsen, die ihr Sekret in das umgebende Bindegewebe abgeben, von wo aus es über die Blutbahn abtransportiert wird.
Exokrine Drüsen sind: Ohrspeicheldrüse, exokriner Pankreas, Tränendrüse, Drüse am Gebärmutterhals, Unterkiefer- und Unterzungenspeicheldrüse
Endokrine Drüsen sind: Hirnanhangsdrüse, Schilddrüse, Nebenniere, Bauchspeicheldrüse, Hoden und Eierstöcke und Plazenta



Aufbau Binde-, Stütz- und Fettgewebe
Die Binde-, Stütz- und Fettgewebe erfüllen im Körper vielfältige Aufgaben. Zu ihnen zählen das Bindegewebe im eigentlichen Sinne, das Knorpel- und das Knochengewebe und das weiße und braune Fettgewebe.
Bei den Bindegewebsfasern unterscheidet man:
kollagene Fasern: Sie sind zugfest, aber nur wenig dehnbar. Es gibt verschiedene Typen, die in unterschiedlicher Menge in den verschiedenen Geweben vorkommen.
Elastische Fasern: Sie sind dehnbarer als die kollagenen Fasern und ziehen sich nach Belastung wieder zusammen.
Die für das Bindegewebe typischen Zellen sind die Fibrozyten. Sie bilden die Interzellularsubstanz. Daneben findet man weiße Blutkörperchen, die als freie Zellen in das Gewebe eingewandert sind.
 


Bindegewebe im eigentlichen Sinne
Das lockere Bindegewebe kommt von allen Bindegewebsarten am häufigsten vor. Es bildet das Stroma der Organe, auch unter Oberflächenepithelien liegt eine Schicht lockeren Bindegewebes. Im lockeren Bindegewebee verlaufen Gefäße und Nerven. Hauptbestandteil ist die Grundsubstanz, weshalb die Wasserbindungsfähigkeit hoch ist. Zellen und Bindegewebsfasern kommen nur vereinzelt vor.
Hauptbestandteil des straffen Bindegewebes sind Kollagenfaserbündel. Diese verlaufen in Sehnen und Bändern parallel, in den Organ- und Gelenkkapseln, der Knochenhaut und den Herzklappen dagegen geflechtartig.
Die Kollagenfasern des retikulären Bindegewebes bilden ein dichtes Netz, in dem sich zahlreiche freie Zellen aufhalten. Das retikuläre Bindegewebe bildet das Gerüst lympathischer Organe, wie z.B. der Milz, der Lymphknoten und des roten Knochenmarks.
Elastische Fasern sind der Hauptbestandteil von elastischen Bändern, von denen gibt es allerdings nur wenige.


Knorpelgewebe
Knorpelgewebe ist fest und druckelastisch. In Gelenken verteilt es den Druck und sorgt für eine glatte Oberfläche, an der Ohrmuschel und der Luftröhre z.B. wirkt es formgebend.
Seine Grundsubstanz verfügt über ein hohes Wasserbindungsvermögen, für die Festigkeit sind Kollagenfibrillen verantwortlich. Die Knorpelzellen werden als Chrondrozyten, ihre Jugendform als Chrondroblasten bezeichnet.


Knorpelarten:
Die häufigste Knorpelart ist der hyaline Knorpel. Er bildet u.a. den Gelenkknorpel. Da er viel Grundsubstanz enthält ist er besonders druckelastisch. Außerhalb der Gelenke wird er von der Knorpelhaut (Perichondrium) verstärkt.
Elastischer Knorpel kommt z.B. im Kehldeckel und der Ohrmuschel vor. Neben den kollagenen enthält er auch elastische Fasern, die ihn biegsam machen. Auch wird er von Knorpelhaut überzogen.
Der Faserknorpel bildet die Menisken und die Zwischenwirbelscheiben. Er besteht hauptsächlich aus dicken Kollagenbündeln, Zellen sind selten. Er ist besonders zugfest und besitzt keine Knorpelhaut.

Knochengewebe

Knochengewebe ist extrem form- und biegefest. Es hat keine Stütz- und Schutzfunktion und dient als Kalziumspeicher. Knochengewebe ist einem ständigen Umbauprozess unterworfen.

Seine Interzellularsubstanz besteht überwiegend aus Mineralien und Kollagenfibrillen. Bei den Knochenzellen unterscheidet man:
Osteoblasten: Sie dienen dem Knochenaufbau, indem sie die Interzellularsubstanz bilden.
Osteozyten: Sie gehen aus den Osteoblasten hervor, wenn diese in der mineralisierenden Grundsubstanz eingemauert werden. Sie messen wahrscheinlich die Belastung des Knochens.
Osteoklasten: Sie dienen dem Knochenabbau, indem sie verkalkte Interzellularsubstanz abbauen.

Knochenarten
Bei der Knochenbildung und der Frakturheilung entsteht als Erstes Geflechtknochen. Er wird später zu Lamellenknochen umgebaut. Geflechtknochen enthält viele Knochenzellen und ungeordnete Kollagenfasern und ist nur wenig mineralisiert.
Der Lamellenknochen ist belastbarer als der Geflechtknochen, aus dem er entsteht. Dazu lagern sich die ungeordneten Kollagenfasern zu regelmäßig angeordneten Lamellen zusammen.
In der Spongiosa im Inneren des Knochens bilden die Lamellen feine Knochenbälkchen (Trabekel) und verleihen ihr so eine schwammartige Struktur. In der dichten Außenschicht des Knochens, der Kompakta, lagern sich die Lamellen zu kleinen Zylindern, den Osteonen, zusammen.
Knochenhaut
Die Knochenhaut besteht aus Bindegewebe. Die schmerzempfindliche äußere Knochenhaut (Periost) liegt der Kompakta außen auf, während die innere Knochenhaut (Endost) die Hohlräume des Knochens auskleidet.
Fettgewebe
Das Fettgewebe besteht überwiegend aus Fettzellen (Adipozyten). Es dient in erster Linie als Energiespeicher. Dazu speichert es Triglyceride in Form von Fetttröpfchen. Man unterscheidet:
weißes Fettgewebe: Es dient der Energiegewinnung (Speicherfett) oder als Polster (Baufett). Die Fettzellen enthalten nur einen großen Fetttropfen.
Braunes Fettgewebe: Es dient dem Säugling zur Wärmeproduktion. Die Fettzellen enthalten mehrere kleine Fetttröpfchen.
 




Die Zelllehre - Zytologie


Aufbau des Zytoplasma
Das Zytoplasma füllt die Zelle aus und umgibt die Zellorganellen. Es besteht aus Zytosol (flüssig) und den Zellskelett. Das Zytoskelett bildet das Stützskelett der Zelle. Es kann an Transportprozessen innerhalb der Zelle und an Zellbewegungen beteiligt sein und besteht aus Proteinfasern, den Filamenten

 
Der Zellkern
Der Zellkern (Nukleus) enthält Erbinformationen und ist die Schaltzentrale der Zelle. Er besteht aus der Kernmembran (doppelwandig) und dem Kernkörperchen (Nukleolus). Das Kerninnere steht über den Kernporen der Kernmembran mit dem Zytosol in Verbindung. In den Kernkörperchen werden Ribosome gebildet.
 
Die Ribsome
Die Ribosome bestehen aus RNA und Proteinen, sie sitzen entweder auf der Membran des Endoplasmatischen Retikulums, wo sie Exportproteine herstellen oder kommen frei im Zytoplasma vor. Die freien Ribosome bilden Proteine, die für die Zelle selbst benötigt werden.

Das raue Endoplasmatische Retikulum
Das rER ist für die Proteinsynthese zuständig. Es steht mit dem Zellkern in Kontakt. Die Oberfläche ist mit Ribosomen bedeckt.

Das glatte Endoplasmatische Retikulum
Das gER steht mit dem rER in Verbindung. Es ist zuständig für die Lipidsynthese, Entgiftung und die Synthese von Steroidhormonden, bsp. Cortisol
 
Der Golgi-Apparat
Der Golgi-Apparat verpackt die Proteine, die vom rER gebildet werden, für ihren Transport aus der Zelle in die Transportbläschen (Sekretvesikel).

Die Lysosome
Bei Lysosomen handelt es sich um Vesikel, die Enzyme enthalten. Die Lysosome werden vom Golgi-Apparat gebildet. Ihre Aufgabe ist es Schadstoffe abzubauen
 
Die Mitochrondrien
Die Mitochrondrien bilden Energie in Form von ATP (Adenosin-Triphosphat). Sie sind die Kraftwerke der Zellen.

Die Exozytose
Bei der Exozytose werden Stoffe aus der Zelle geschleust. Erreichen die Vesikel die Zellmembran, verschmelzen Zell- und Vesikelmembran miteinander und der Stoff erreicht den Extrazellularraum (ECR). 
 
Der Zelltod
Bei der Apoptose (physiologischer Zelltod) ist der Zelltod erwünscht. Der Zellkern schrumpft und zerfällt. Die Nekrose (pathologischer Zelltod) wird durch äußere Einflüsse ausgelöst, ist also vom Körper nicht erwünscht. Sie geht mit einer Entzündungsreaktion einher.